Flagstaff - Ein netter Ort an der Route 66 mit gemütlichen Kneipen und einer weniger gemütlichen Eisenbahnlinie
Nachdem die Gegend um den Grand Canyon Anfang Juni 2010 komplett ausgebucht ist, quartieren wir uns im 140 km (87 Meilen) entfernten Flagstaff ein, einem netten Ort mit ca. 60.000 Einwohnern, einem recht überschaubaren historischen Kern und ein paar ganz passablen Kneipen und Cafés. Leider liegt Flagstaff nicht nur an der Route 66, sondern auch an einer Bahnlinie. Bei unserem ersten Besuch haben wir in der Nacht kaum ein Auge zu gekriegt. Alle 10-15 Minuten kam ein Güterzug vorbei, mit lautem Pfeifen und Tröten.
Wo ist unser Motel?
Nachdem wir von Flagstaff aus unsere Lieblings-Tour in den Grand Canyon geplant haben, ist uns unsere Nachtruhe wichtig. Deshalb suchen wir ein Motel, das ein wenig abgelegen ist und kriegen vom Zug tatsächlich nichts mit. Dafür finden wir nach der Wanderung unser Motel nicht mehr. Natürlich steht der Laden weder im Reiseführer noch im Tourbook, das man als ADAC-Mitglied beim AAA umsonst kriegt. In diesem Fall ist es tatsächlich umsonst.
Ohne Straßenname hilft auch das Navi nichts und so gurken wir eine gefühlte Ewigkeit durch den zunehmenden Nachmittags-Verkehr. An den müssen wir uns langsam eh gewöhnen. In einer Woche geht es schon wieder heim in die 60.000-Einwohner-Stadt mit dem etwas größeren historischen Kern und dem wirklich guten Angebot an Kneipen und Cafés, in der wir die meiste Zeit verbringen, wenn wir nicht auf Reisen sind. Schließlich biegen wir dann doch noch richtig ab. Vorher sind wir schon mindestens zweimal an dem Motel vorbei gedüst, hinter dem unser Motel liegt - abseits von Bahnlinie und Hauptstraße. Nach den Strapazen des Grand Canyon-Hikes und der nicht ganz freiwilligen Stadtrundfahrt wollen wir den Tag möglichst gemütlich ausklingen lassen.
Endlich Urlaub!
Schließlich haben wir (noch) Urlaub und das Café- und Kneipen-Angebot war in den letzten drei Wochen nicht so üppig. Das ist es in Flagstaff auf den ersten Blick auch nicht. Aber wir finden noch ein schattiges Plätzchen vor einer gut besuchten coolen Kneipe in der Fußgängerzone. Manfred bestellt ein kühles Bier und ich einen Eiskaffee. Das Bier der örtlichen Brauerei kann nicht ganz mit den Produkten in unserer Heimat mithalten. Der Eiskaffee auch nicht. Es kommt ein großes Glas starker Kaffee mit einer Unmenge Eiswürfeln. Immerhin ist diese Kreation erfrischender als der heiße Kaffee mit einer Kugel Vanilleeis im Oktober 1992 in Kreta.
Wir nehmen es mit Humor und beobachten das muntere Treiben um uns herum. Das ist Urlaub! Und wir fragen uns, warum wir das auf unseren Reisen nicht öfter machen. Einfach mal abhängen, in einem gemütlichen Café was trinken und Leute beobachten. In den USA ist das außerhalb größerer Städte gar nicht so einfach. Am Nachmittag mal auf einen Kaffee gehen gehört scheinbar nicht zum American Way of Life. Das haben wir in Kanab schon festgestellt. Aber eigentlich gibt es in diesem faszinierenden Land so viel zu sehen, dass man die Cafés am Nachmittag gar nicht braucht. Und wir sind ja bald wieder daheim in Good Old Germany. Da können wir jederzeit was trinken zu gehen.